Ab dem 1. Januar 2025 sind Amalgamfüllungen in der EU verboten. Dieses Verbot betrifft nur neue Füllungen, da Amalgam ohnehin nur noch vereinzelt eingesetzt wird. Jährlich werden laut EU-Parlament 40 Tonnen Quecksilber für die Herstellung von Amalgam verwendet, das über 50% des Materials ausmacht.
Seit den 1990er-Jahren sorgt der Quecksilbergehalt in Amalgam für Diskussionen um mögliche Gesundheitsrisiken. Verschiedene Beschwerden wie Kopfschmerzen, Müdigkeit und Appetitlosigkeit können Zeichen einer Amalgambelastung sein. Quecksilber kann sich in Zellen, Organen, Gehirn, Knochen und Muskeln einlagern.
Inhalt
Warum wird Amalgam verboten?
Die Diskussionen um das Quecksilber in Amalgam reichen bis in die 1990er-Jahre zurück. Quecksilber ist ein hochgiftiges Schwermetall, das beim Einsetzen und Entfernen von Amalgamfüllungen in Form von Quecksilberdämpfen freigesetzt werden kann. Um die Gesundheitsrisiken zu minimieren, hat die Europäische Union regulative Maßnahmen ergriffen.
Seit 2018 gelten in der EU bereits Einschränkungen für Risikogruppen wie Kinder unter 15 Jahren, Schwangere und stillende Mütter. Für diese Gruppen werden seither zahnfarbene Kunststofffüllungen (Komposite) als Alternative zu Amalgam von den Krankenkassen übernommen.
Der endgültige Ausstieg aus der Verwendung von Amalgam in der Zahnmedizin ist für 2025 geplant. Ab diesem Zeitpunkt dürfen in Deutschland keine neuen Amalgamfüllungen mehr eingesetzt werden. Eine Ausnahme gilt bis zum 30. Juni 2026 für Länder, in denen alternative Füllmaterialien nicht ausreichend erstattet werden.
Um eine lückenlose Versorgung der Patienten zu gewährleisten, haben sich der GKV-Spitzenverband und die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) auf Ersatzmaterialien geeinigt. Dazu zählen unter anderem selbstadhäsive Materialien und Bulkfill-Komposite. Gesetzlich versicherte Patienten müssen für die Verwendung dieser modernen Füllmaterialien keine zusätzlichen Kosten tragen.
Intakte Amalgamfüllungen gelten laut wissenschaftlichen Erkenntnissen als sicher und müssen nicht entfernt werden. Bei der Amalgamentfernung sind jedoch strenge Sicherheitsvorkehrungen wie spezielle Absaugsysteme und Schutzmasken erforderlich, um die Freisetzung von Quecksilberdämpfen zu minimieren und Patienten sowie das zahnärztliche Team zu schützen.
Alternativen zu Amalgam: Welche Materialien werden stattdessen verwendet?
Mit dem Verbot von Amalgam ab 2025 stellt sich die Frage, welche alternativen Füllmaterialien stattdessen zum Einsatz kommen. Die gute Nachricht: Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten für diese Alternativen, sodass Patienten nicht zusätzlich belastet werden.
Zu den kostengünstigen Lösungen zählen selbstadhäsive Kunststoffe und Glasionomerzement (GIZ). Diese Materialien lassen sich schnell verarbeiten und eignen sich besonders für kleinere Defekte. GIZ ist in der Regel nicht für die Kavitätenklasse II freigegeben, mit einigen wenigen Ausnahmen. Als Kassenleistung sind diese Füllmaterialien für Patienten kostenfrei.
Ein Nachteil dieser günstigen Alternativen ist jedoch ihre geringere Haltbarkeit im Vergleich zu Amalgam. Durchschnittlich halten sie 5-8 Jahre, während Amalgamfüllungen oft deutlich länger im Mund verbleiben können. Die jährliche Verlustquote für Alternativmaterialien muss unter 2,5 % liegen, um als gleichwertiger Ersatz für Amalgam zu gelten.
Bulk-Fill-Komposite als weitere Option
Eine weitere Alternative sind Bulk-Fill-Komposite, die erstmals in den 1960er-Jahren eingeführt wurden. Diese Füllmaterialien ermöglichen effizientere Behandlungsabläufe und weisen eine geringe Fehleranfälligkeit sowie ein geringes Kontaminationsrisiko auf. Zudem sind sie unter bestimmten Indikationen kostengünstiger als herkömmliche Kompositfüllungen und können zuzahlungsfrei sein.
Welches Füllmaterial im individuellen Fall zum Einsatz kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab und sollte in einem Beratungsgespräch mit dem Zahnarzt entschieden werden. Dabei spielen die Größe und Lage der Kavität ebenso eine Rolle wie ästhetische Ansprüche und das verfügbare Budget.
Zahnfüllungen mit Zahnzement: Eine bewährte Lösung für spezielle Anforderungen
Zahnfüllungen mit Zahnzement sind eine häufig genutzte Alternative zu Amalgam. Sie zeichnen sich durch eine unkomplizierte Verarbeitung und gute Haftung am Zahn aus, wodurch sie besonders für temporäre Füllungen oder kleinere Kavitäten geeignet sind. Zahnzement ist zudem bioverträglich und gibt Fluorid ab, was das Risiko für Sekundärkaries verringern kann.
Allerdings weist Zahnzement eine geringere mechanische Belastbarkeit auf und wird daher vor allem im Bereich der Seitenzähne oder für provisorische Behandlungen verwendet. Aufgrund seiner erschwinglichen Kosten wird er häufig als Standardlösung im Rahmen der gesetzlichen Krankenkassenleistungen angeboten. Patienten profitieren von einer schnellen Behandlung, wobei sich der Einsatz von Zahnzement vor allem dann empfiehlt, wenn der Zahnerhalt kurzfristig gesichert werden soll oder die Füllung keine großen Kaukräfte aushalten muss.
Diese Materialien dienen vor allem:
- Als Unterfüllung oder Basis: Hier werden sie genutzt, um eine Schutzschicht zwischen Zahn und endgültiger Füllung zu schaffen, beispielsweise bei Kompositfüllungen.
- Für provisorische Füllungen: In einigen Fällen können solche Zemente vorübergehend als eigenständige Füllungen verwendet werden, etwa bis eine endgültige Versorgung vorgenommen wird.
- Zum Befestigen von Kronen, Brücken oder Inlays: Glasionomer- oder Kompomerzemente werden häufig als „Klebematerialien“ eingesetzt, um Zahnersatz sicher mit dem Zahn zu verbinden.
- Bei speziellen Indikationen: In Ausnahmefällen können sie auch als definitive Füllung eingesetzt werden, besonders in Situationen, in denen eine schnelle und kostengünstige Lösung erforderlich ist, wie bei Milchzähnen oder in der geriatrischen Zahnheilkunde.
Hochwertige und langlebige Alternativen: Komposit- und Keramikfüllungen
Neben den günstigen und schnellen Lösungen wie selbstadhäsiven Kunststoffen und Glasionomerzementen gibt es auch hochwertigere Alternativen zu Amalgam. Kompositfüllungen und Keramikfüllungen bieten eine hervorragende Ästhetik und eine längere Haltbarkeit.
Kompositfüllungen bestehen aus Verbundmaterialien wie Keramik, Glas, Quarz und Kunststoff. Diese Materialien haben sich in den letzten Jahren technologisch stark verbessert und ermöglichen stabile und langlebige Füllungen. Im Durchschnitt halten Kompositfüllungen 7-10 Jahre.
Keramikfüllungen sind ebenfalls eine beliebte Wahl. Sie sind widerstandsfähig, geschmacksneutral und leiten keine Wärme weiter. Mit einer durchschnittlichen Haltbarkeit von mehr als 15 Jahren übertreffen sie sogar die Lebensdauer von Amalgamfüllungen, die meist 10-15 Jahre halten.
Kosten für hochwertige Füllungen
Für diese längere Haltbarkeit und bessere Ästhetik fallen jedoch höhere Kosten an. Je nach Größe und Position der Füllung kann der Aufpreis im Vergleich zu Amalgam variieren:
- Kompositfüllungen kosten durchschnittlich zwischen 70 € und 200 € pro Zahn.
- Keramik-Inlays sind mit Kosten von 450 € bis 1.000 € pro Zahn verbunden.
Die Entscheidung für eine hochwertige Füllung ist also eine Investition in die langfristige Zahngesundheit und Ästhetik. In einem persönlichen Beratungsgespräch kann der Zahnarzt die individuell beste Lösung empfehlen, die sowohl den gesundheitlichen Anforderungen als auch den ästhetischen Wünschen und dem Budget des Patienten entspricht.
Was passiert mit alten Amalgamfüllungen?
Viele Menschen fragen sich, was mit ihren bestehenden Amalgamfüllungen passiert, wenn ab 2025 keine neuen Amalgamfüllungen mehr gelegt werden dürfen. Grundsätzlich können intakte Amalgamfüllungen sicher im Mund verbleiben, bis sie defekt sind oder aus anderen Gründen ersetzt werden müssen.
Obwohl es Diskussionen über potenzielle Gesundheitsprobleme im Zusammenhang mit Amalgamfüllungen gibt, besteht kein akuter Handlungsbedarf, funktionstüchtige Füllungen vorsorglich zu entfernen. Derzeit bestehen etwa 30 Prozent der Zahnfüllungen in Deutschland aus Amalgam, Tendenz rückläufig.
Austausch von Amalgamfüllungen
Der Austausch alter Amalgamfüllungen, auch Amalgamsanierung genannt, kann aus verschiedenen Gründen erfolgen:
- Ästhetische Gründe, da Amalgam dunkel verfärbt ist
- Gesundheitliche Bedenken oder nachgewiesene Amalgam-Allergie
- Defekte oder undichte Füllungen, die ersetzt werden müssen
Ablauf einer Amalgamentfernung
Die Entfernung von Amalgamfüllungen erfordert besondere Vorsichtsmaßnahmen, um den Patienten vor giftigen Quecksilberdämpfen zu schützen. Der Zahnarzt geht dabei in mehreren Schritten vor, um eine sichere und schonende Behandlung zu gewährleisten.
Vorbereitung mit lokaler Betäubung und Schutzmaßnahmen
Zunächst wird der zu behandelnde Zahn lokal betäubt. Anschließend wird ein Kofferdamm angelegt, eine Gummimembran, die den Zahn von der Mundhöhle isoliert. Dies verhindert, dass Quecksilberpartikel verschluckt oder eingeatmet werden können.
Vorsichtiges Entfernen der Amalgamfüllung mit speziellen Techniken
Der Zahnarzt entfernt die Amalgamfüllung mit speziellen Bohrern und Instrumenten. Dabei wird darauf geachtet, die Füllung in möglichst großen Stücken zu lösen, um die Freisetzung von Quecksilberdämpfen zu minimieren. Ein sogenannter Clean-Up-Sauger kommt zum Einsatz, der die Dämpfe direkt absaugt und filtert.
Gründliches Spülen und Einsetzen einer alternativen Füllung
Nach der vollständigen Entfernung der Amalgamfüllung wird der Zahn gründlich gespült und gereinigt. Je nach Situation kann direkt eine alternative Füllung aus Komposit oder Keramik eingesetzt werden. In manchen Fällen wird zunächst eine provisorische Füllung verwendet, bis die endgültige Versorgung erfolgen kann.
Die Dauer der Behandlung liegt bei etwa 45-60 Minuten pro Zahn. Nach der Amalgamentfernung empfehlen viele Zahnärzte und Heilpraktiker eine Entgiftungsbehandlung, um eingelagertes Quecksilber aus dem Körper auszuleiten und mögliche Nebenwirkungen zu minimieren.
Verhalten nach einer Amalgamentfernung
Nach der Entfernung einer Amalgamfüllung sind in den meisten Fällen keine besonderen Verhaltensweisen notwendig. Patienten sollten jedoch darauf achten, die provisorische Füllung, die oft als Übergangslösung dient, nicht zu stark zu belasten. Kräftiges Kauen auf der behandelten Seite sollte für einige Stunden vermieden werden, bis der endgültige Füllungsersatz eingesetzt wurde.
Manche Patienten entscheiden sich nach der Amalgamentfernung für eine Entgiftung, um mögliche Schwermetalle und andere Giftstoffe auszuschwemmen, die über die Jahre durch die Amalgamfüllungen in den Körper gelangt sein könnten. Hierzu können verschiedene Methoden wie spezielle Diäten, Nahrungsergänzungsmittel oder Schwermetall-Ausleitungstherapien in Betracht gezogen werden. Es ist jedoch wichtig, solche Maßnahmen immer in Absprache mit einem erfahrenen Arzt oder Heilpraktiker durchzuführen.
Generell gilt, dass die Entscheidung für oder gegen eine Amalgamentfernung individuell getroffen werden sollte. Während einige Patienten aus gesundheitlichen Gründen einen Austausch der Füllungen wünschen, stehen für andere ästhetische Aspekte im Vordergrund. Eine umfassende Beratung durch den Zahnarzt, bei der mögliche Risiken und Vorteile abgewogen werden, ist in jedem Fall empfehlenswert.
Fazit
Das Verbot von Amalgam ab 2025 stellt einen bedeutsamen Fortschritt für die Umwelt und die moderne Zahnmedizin dar. Obwohl alternative Füllungsmaterialien wie Kunststoffe, Komposit oder Keramik nicht ganz die Langlebigkeit von Amalgam erreichen, bieten sie dennoch gute Lösungen für die Zahngesundheit. Mit einer Haltbarkeit von bis zu 15 Jahren sind hochwertige Füllungsalternativen wie Keramik und Komposit eine vielversprechende Wahl.